So rentabel ist Solarstrom
Wie rentabel ist Solarstrom:
Quer durch Europa steigen die Strompreise – doch in Deutschland ist Strom besonders teuer. Gleichzeitig werden Solaranlagen und der Strom aus Sonnenenergie immer billiger – und stellen damit für viele Haushalte eine attraktive Alternative dar.
Mit seiner unbestrittenen Vorreiterrolle im Bereich der Photovoltaik (PV) setzt Deutschland weltweit Maßstäbe in Sachen Technologie und Effizienz. Zugleich nimmt die Eigennutzung von Energie hierzulande rasant zu, weil immer mehr Betreiber ihre Solaranlagen mit Energiespeichersystemen koppeln und den Strom nicht mehr einfach ins Netz einspeisen, sondern überwiegend selbst nutzen.
Für Umwelt und Eigenheim
Energiewende, Nachhaltigkeit, CO2-Ausstoß – das sind Begriffe, die im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien oft benutzt, doch selten wirklich bedacht werden, obwohl sie genau jene Vorteile ansprechen, die einen langfristigen Unterschied für Mensch und Umwelt ausmachen können.
Die Umweltbelastung durch Photovoltaik-Anlagen muss auf mehreren Ebenen betrachtet werden. So verursachen die Solarpaneele während der Nutzung keine schädlichen Emissionen und können zudem bis zu 95 Prozent recycelt werden. Lediglich bei Herstellung und Entsorgung können ökologisch nachteilige Effekte auftreten, Umgerechnet auf die produzierte Strommenge sind diese dennoch wesentlich unbedenklicher als bei fossilen oder nuklearen Methoden. So tritt beispielsweise Lithium, das für Energiespeicher in Form von Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird, als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Tantal auf – einem Produkt, das insbesondere im elektronischen und medizinischen Bereich genutzt wird. Auch aus Salzseen kann Lithium gewonnen werden. Aus globalpolitischer Perspektive sind Abbau und Förderung weitgehend unproblematisch: Die größten Vorkommen befinden sich in Ländern wie Australien, den USA, Chile, Argentinien und China.
Klimaschutz auf der Kippe
In Zeiten, in denen der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß Rekorde bricht, stellt der Ausbau erneuerbarer Energien eine realistische Möglichkeit zur Reduzierung des schädlichen Einflusses dar. Zahlreiche Studien sprechen dafür, dass das Einhalten entsprechender Klimaziele nur durch den Einsatz erneuerbarer Energien möglich sein wird. Besonders relevant werden diese Lösungen bei der Energieerzeugung für private Haushalte, wo sie die bisher gängige Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Öl und Gas ersetzen können.
Neben den oft nur schwer greif- und begreifbaren Auswirkungen auf Ökologie und Umweltaspekte bietet Photovoltaik auch quantifizierbare Vorteile für Heim und Haus. Eine Immobilie erfährt beim Einbau einer PV-Anlage eine deutliche Wertsteigerung, da energiebezogene Baumaßnahmen zum Werterhalt des Eigenheims beitragen, indem sie potenziellen Käufern langfristig eine deutliche Einsparung der Betriebskosten versprechen.
Speicher für den Sonnenstrom
Insofern ist es wenig verwunderlich, dass die Nachfrage nach Anlagen mit integrierten Speicherlösungen steigt, da diese es ermöglichen, mehr Solarstrom selbst zu verbrauchen, was zusätzliche Kosteneinsparungen ermöglicht. Experten wie Dr. Hans Kronberger, Präsident des österreichischen Branchenverbands von Photovoltaic Austria, bezeichnen die Kombination von PV-Anlagen und Energiespeichern daher als “eineiige Zwillinge, die untrennbar verbunden sind”. Ziel ist dabei immer die Steigerung des Eigenverbrauchs, um mehr als den bisherigen Anteil an selbstproduzierter Solarenergie nutzen zu können.
Eine Anlage mit einem Kilowattpeak Leistung erzeugt pro Jahr rund 950 Kilowattstunden (kWh) Strom. Bei einem Preis von 28,7 Cent pro Kilowattstunde – das ist der erwartete Durchschnittsbruttopreis in Deutschland im Jahr 2013 – kostet der Bezug dieser Menge etwa 272 Euro. Ohne Speicher lassen sich erfahrungsgemäß etwa 30 Prozent des Stroms, den eine PV-Anlage produziert, selbst nutzen. Das entspricht einer Ersparnis von knapp 82 Euro. Die restliche produzierte Energie wird ins öffentliche Netz eingespeist. Verfügt die Anlage zusätzlich über ein Speichersystem, lassen sich etwa 85 Prozent des Solarstroms selbst nutzen, was die Stromrechnung im Musterfall um mehr als 231 Euro auf 41 Euro senkt. Dabei sind öffentliche Förderungen und Zuschüsse noch gar nicht eingerechnet.
Speicherlösungen gegen den Strompreisanstieg
Diese Einsparpotenziale sind auch deshalb so spannend, weil Energie immer mehr zu einem Luxusgut wird – und das in einer Zeit, in der Strom in Europa quasi im Überfluss zur Verfügung steht. Das Überangebot hat die Preise an den Strombörsen sinken lassen – doch davon profitieren allenfalls Großkunden. An Privatkunden werden sinkende Strompreise kaum oder nur geringfügig weitergegeben. Seit 2006 stieg der Bruttopreis für Privatkunden in Deutschland um 20 Prozent, in Österreich sogar um 69 Prozent.
Während der Nettostrompreis an der Börse allein die freie Marktentwicklung abbildet, wird der Bruttopreis für Privatkunden durch regulative Einflussnahmen des Staates beeinflusst. Dieser versucht immer wieder, die drastischen Erhöhungen zu kompensieren. Was derzeit finanziell noch tragbar ist, könnte sich aber auf lange Sicht als problematisch erweisen, wenn der Fokus weiterhin auf konventionellen Stromversorgungsmethoden bestehen bleibt.
Kosten sparen
Im Vergleich dazu wird Solarstrom mit angeschlossenem Speicher aufgrund der sinkenden Anschaffungskosten und höherer Effizienz immer günstiger. Seit Jahren fallen die Anschaffungsosten für PV-Anlagen. Im Vergleich mit 2006 sind sie um etwa 65% gesunken und befinden sich damit auf dem absoluten Tiefststand. Gleichzeitig haben Speichertechnologien durch massive Entwicklungen in der Automobilindustrie bereits 2013 ein massentaugliches Niveau erreicht, das sich problemlos den Anforderungen in Privathaushalten anpassen lässt.
Mittlerweile ist eine Amortisierung solcher Anlagen innerhalb von etwa 15 Jahren realistisch, abhängig von der Größe. Alles, was danach kommt, ist Reingewinn für den Betreiber.
Zusätzlichen Anreiz bieten Speicherlösungen, die die Eigenverbrauchsquote von selbsterzeugtem Strom mehr als verdoppeln können. Wird bei üblichen PV-Anlagen etwa ein Drittel des selbst hergestellten Stroms im Eigenheim verbraucht, können Speicherlösungen den Anteil wie beschrieben auf mehr als 85 Prozent erhöhen, indem der gespeicherte Strom auch in Schlechtwetterphasen oder nachts genutzt wird.
Die Systeme sind mittlerweile marktreif und Anbieter sind aufgrund der hohen europäischen Qualitätsstandards auch in der Lage, entsprechend längere Leistungsversprechen zu geben. Einzelne Hersteller bieten Garantien von bis zu zehn Jahren und tragen somit der Langfristigkeit einer solchen Investition Rechnung. Die Kombination all dieser Entwicklungen spricht mittlerweile sogar für eine Leasingfähigkeit der Produkte – erste Versicherungen bekunden bereits Interesse.
Weg von Vorhersagen – hin zu Stichhaltigkeit
Aufgrund der Schwierigkeit, konkrete Zukunftsprognosen bezüglich Strompreisentwicklung und Förderungsniveau zu treffen, rücken solche unmittelbaren und reellen Vorteile von PV-Anlagen immer stärker in den Fokus.
Bei Stromausfällen können kombinierte PV-Systeme sogar eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) gewährleisten. Reine Photovoltaik-Systeme bieten noch keinen Schutz vor Stromausfällen, da sie an das öffentliche Netz angebunden sind. Bei der Nutzung einer Anlage mit Speichersystem bleibt hingegen nicht nur die Batterie weiterhin nutzbar, sondern bei entsprechender Installation auch die angeschlossene Solaranlage. Diese halten durch eine Backup-Funktion die Leistung der angeschlossenen Geräte aufrecht – Verbraucher wie Kühlschrank und PC, die auf Unterbrechungsfreiheit angewiesen sind, können weiterhin betrieben werden. Auch Stromstöße, Spannungsspitzen und Frequenzschwankungen lassen sich durch den Anschluss an eine USV vermeiden, was die Lebensdauer empfindlicher elektrischer Geräte erhöht.
Finanzierung und Förderung
Verschiedene Länder und Regionen unterstützen die Anschaffung von PV-Anlagen. Neben einer Einspeisevergütung für Solarstrom gibt es diverse staatliche Förderungen für den Kauf von Solarstrom-Speichern. In Deutschland biete die staatliche KfW-Bank einen Zuschuss von bis zu 660 Euro pro Kilowattpeak für Anlagen mit Energiespeicher sowie zinsgünstige Darlehen und Tilgungszuschüsse. In Österreich stellt der Staat ein Förderbudget von 36 Millionen Euro zur Verfügung, das in Sätzen von 300 Euro pro Kilowattpeak für netzgekoppelte PV-Anlagen verteilt wird. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Einhaltung von Fristen gelegt werden, da die Antragstellung teilweise schon vor Inbetriebnahme der Anlage erfolgen muss.